Ich will nicht mehr...
4.30 - die Zwillinge stehen am Bett und machen mich wach 5.00 - Buch mit ihnen lesen, sonst ist Schreierei und ALLE werden wach und die Nachbarn machen wieder stress 5.30 - Zähne putzen, alle 5.40 - ich nicke auf dem Kinderzimmerteppich wieder ein 6.00 - Die Wohnung liegt in Schutt und Asche. Ich werde wach, weil die Kinder mit Spielkinderwägen durch die Wohnung rattern 6.30 - Hund füttern, Insulin geben 6.40 - Gassi gehen 7.00 - Frühstück machen 7.30 - Gemeinsames Frühstück ist fertig 7.45 - Kinder für den Kindergarten anziehen 8.10 - Abmarsch zum Kindergarten 8.30 - Kinder lassen sich problemlos abgeben 8.45 - Start Arbeit Home-Office 12.00 - Mittagessen (alleine) 12.15 - Gassi Start, inkl. Autofahrt in den Wald 13.20 - Gassi Ende, Rückfahrt 13.30 - weiterarbeiten 15.45 - Aufbruch zum Kindergarten 16.00 - Kinder einsammeln 16.10 - Kinderspielplatz 17.00 - Heimfahren 17.10 - Wäsche machen & Wäsche ab/aufhängen 17.30 - basteln / malen 17.30 - parallel die Wohnung aufräumen (Müll rausbringen, Saugen, Wäsche weg sortieren) 18.00 - Abendessen machen 18.20 - mit den Kindern Abendessen 18.30 - Hund füttern, Insulin geben 18.40 - Spülmaschine aus- und einräumen 18.50 - Kinder umziehen 19.00 - Zähne putzen, Gesichter waschen 19.15 - Buch lesen mit den Kids 19.30 - Klamotten der Kids für den nächsten Tag vorbereiten 19.40 - Kinder ins Bett bringen 20.00 - Kinder schlafen 20.05 - Mealprep, Frühstück und Mittagessen Erwachsene 20.40 - Einkaufen fahren 21.10 - Einkäufe verraeumen 21.20 - Terminkalender nächsten Tag checken (erstes Meeting am morgen?) 21.30 - Letzte Runde mit dem Hund 22.00 - Bett
Jeden Tag. Nur am Wochenende gehe ich nicht arbeiten sondern habe die Kinder.
Was ist das für ein Leben,... . Die Kinder sind bald drei...
Wieso will man eine Familie haben ? Wieso will man Kinder haben? Wie Scheisse ist das Leben eigentlich....
:-(
Edit:
Ihr habt mir mit euren Kommentaren den Tag versüßt - immer wieder habe ich mal durchgescrolled. Alles dabei: Humor, Empathie, konstruktives und dann leider auch viel Neid, Missgunst, Vorwürfe sogar Verleumdung. Der Knaller war ein Kommentar rund um "Die Frau braucht Skills für Kinder, Heim und Herd" oder die doch sehr häufige "selbst Schuld" Thematik. Leider wurde auch sehr auf meiner Frau rumgehauen - Was bei dem Schlüssellochblick verständlich sein mag. Unsere finanzielle Situation ist unbeschwert, weil ich sehr gut verdiene, da ich meinen Beruf auch als solchen sehe und das entsprechend vergütet bekomme. Die Firma sähe mich, genauso wie ich, auch gerne wieder in Vollzeit. Aber der DEAL ist, dass ich bis zur Schule durchziehe und Sie dann in TZ geht. Meine Frau ist im Burnout und will es nicht wahrhaben, weil diese Gesamtsituation (Beruf(ebenfalls leitende Angestellte), Mutter und Frau) sie einfach völlig überfordert. Das hat sie einfach nicht kommen sehen - so einfach ist das. Also bleibt sie viel im Büro, weil sie, wie sie sagt dort die Bestätigung bekommt wenigstens irgendwas auf die Kette zu kriegen.
Jetzt kann man da Vorwürfe machen oder, wie das in einer Ehe so ist, einfach durchziehen und sich gegenseitig stützen. Ich hatte im Gegenzug auch Mal ein paar Jahre ziemliche psychische Probleme und sie hat es einfach mitgemacht. So, wie ich jetzt.
An die Eltern, die mir schrieben "es wird besser wenn a,b,c ..." Leute. Darauf habe ich gehofft, das gab mir richtig Kraft. Durch DIESEN Tagestakt bleibt sozialer Austausch mit anderen Familien/Freunden völlig auf der Strecke. Man rotiert ausschließlich.
Zugegeben: Der Plan oben ist das extrem, manchmal beginnt er um 5, manchmal um 5.30. Manchmal ist sie um 18 Uhr Zuhaus und ich muss die Kinder nicht ins Bett bringen. Die Darstellung war also äußerst einseitig. Und ja: Ich wollte auch einfach Mal ein bisschen Mitleid haben. Das ändert nix daran, dass dieses Pensum über die lange Zeit einen einfach fertig macht. Ich vergaß außerdem zu schreiben, dass die Mädels auch häufig nicht durchschlafen. Sie sind einfach sehr aktiv - SEHR aktiv. Außergewöhnlich aktiv. Und kommen dabei prima mit relativ wenig Schlaf aus. Gibt so Kinder, sagt die Ärztin.
Mein Hund habe ich vor 8 Jahren aufgenommen - als Welpe. Wir sind zusammen zum DRK und haben gemeinsam die Rettungshundeprüfung abgelegt. Während einer Suche hat er irgendwas gefressen, was die Bauchspeicheldrüse entzündet hat, infolge sich Diabetes entwickelte. Leider haben die Tierärzte in der Klinik zu spät reagiert, sodass er beide Augen durch ein Glaukom verloren hat, welches im Zusammenhang mit der Diabetes und einer Disposition der Hunderasse zu tun hat. Er ist also hervorragend erzogen, bekommt alle 12 Stunden Insulin, Spezialfutter und ist: Blind. Keine Augen. Darunter habe ich sehr gelitten, da zur gleichen Zeit mein bester Freund Suizid begangen hat und mein Vater an Krebs gestorben ist. Kann man sich nicht ausdenken. Während dieser Zeit war meine Frau mit Zwillingen schwanger. Ich hab häufiger gedacht, ob es da irgendwie mit rechten Dingen zu geht. Schon krass in die Scheisse gegriffen. Wie auch immer: Mein Hund ist mein ein und alles und ich würde ihn niemals abgeben. Er hat eine Gassigängerin, die einmal die Woche mit ihm Gassi geht. Die Zeit nutze ich häufig, um Themen von der Arbeit mal in Ruhe abzuarbeiten (2 Stunden gewonnen).
Trotzdem bleibt: Das Leben in dieser Form erscheint mir in der Gegenwart wenig Lebenswert und ich habe keine Freude daran. Wann auch; Hab ja gar keine Zeit...
Ich hab hier also gepostet, um einerseits etwas Zuspruch zu bekommen und andererseits einfach Mal diesen krassen Tag auch fuer mich mal zu reflektieren.
Ich liebe meine Kinder, so wie ich meine Frau liebe. Vermutlich wäre ich im hier und jetzt ohne jeweils deutlich glücklicher. Aber ich glaube dass das ein Marathon ist - und ich finde es total in Ordnung Währenddessen auch Mal Tränen fließen zu lassen und sich kurz im Selbstmitleid zu suhlen. Dafür ist venting / journaling da.
Jetzt geht es mir besser und ich ziehe einfach weiter durch.
Auch wenn ich hier ein paar Tipps (Familienkur, nanny, Einkäufe liefern lassen und für eine ganze Woche vorkochen) verfolgen werde.
Peace ✌️ und danke für eure Aufmerksamkeit. Es hat mir wirklich geholfen.
Nein, das Leben ist nicht scheisse. Es ist einfach nur jetzt gerade und für ein paar Jahre fucking anstrengend. Aber irgendwann werde ich auf diese Zeit stolz zurück blicken.
/venting off