"Nach geistigen Schätzen graben": Was macht glücklich?

Diese Woche wird in der Leben-und-Dienst-Zusammenkunft Psalm 135–137 gelesen und behandelt. Beim Programmpunkt "Nach geistigen Schätzen graben" kann man seine eigenen Bibelhöhepunkte der Woche nennen und kommentieren. Sehr wahrscheinlich wird aber niemand Psalm 137:9 kommentieren. Dabei verspricht dieser Psalm doch Glück:

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Meiner Meinung nach ist das einer der schlimmsten Texte der gesamten Bibel. Er zeugt von brutalen Rachegelüsten des Psalmisten. Er wünscht sich den Mord an den (unschuldigen) Kindern seines Feindes. Ja, der Mörder der Kinder seines Feindes soll glücklich sein.

Vielleicht wird man hier einwenden, man müsse den Kontext beachten. Im Kontext geht es darum, dass der Psalmist den Fall Jerusalems durch die Babylonier beweint und Schmerz ausdrückt. Aber mal ganz ehrlich: In welchem Kontext ist der Mord(wunsch) an unschuldigen Kindern moralisch zu vertreten? Mit keinem Wort wird der Psalmist dafür verurteilt. Im Studienleitfaden zu diesem Text wird auf die Zerstörung Groß-Babylons hingewiesen. Die Glücklichen sollen Gottes Loyalgesinnten sein.

Mir zeigt es, dass man seine moralischen Werte unabhängig von antiken und religiösen Texten bilden sollte. Klar, die Bibel hat auch gute Texte. Doch auch solche schockierenden Passagen wie Psalm 137:9 sollten nicht ignoriert werden. Doch das habe ich als PIMI getan. Ich habe die Bibel als PIMI bestimmt 6–7 Mal komplett durchgelesen, doch war ich absolut schockiert, als ich nach meinem Aufwachen auf diesen Text aufmerksam wurde. Wie konnte ich beim Bibellesen so einen blinden Fleck gehabt haben?!